Oliven

Anbau der Oliven

Rund 300 alte Olivenbäume und 30 junge Olivenbäumchen wachsen auf einer Fläche von 2.5 Hektaren. Die Bäume gehören zur autochthonen (in der  Region entstandenen) Sorte «Morruda» (ca. 70%) gefolgt von den zwei ortstypischen Sorten «Sevillenca» (25%) und «Farga» (5%). Die drei Sorten sind die typischen Vertreter des ausgedehnten Olivengürtels des unteren Ebrotals. Diese drei Sorten werden seit Jahrhunderten  in dieser Gegend angebaut und verleihen der Landschaft des unteren Ebrotals  ein typisches Gepräge.

Die Früchte der drei Sorten sind durch unterschiedliche Eigenschaften geprägt (z.B. Reifezeitpunkt, Grösse, Farbe, Inhaltstoffe). Entsprechend unterschiedlich im Geschmack sind auch die sortenreinen Öle. Traditionell werden in dieser Region die Öle der drei Sorten gemischt.  Damit trägt die Mischung der drei Sorten wesentlich zu den typischen Eigenschaften (Geschmack, Geruch, Inhaltstoffe) des Olivenöls dieser Gegend bei.

Terrassen sind charakteristisch für die Landschaft der Region
Olivenanlage mit alten Bäumen

Olivenblüte

Olivenbäume blühen eher unauffällig und nicht so spektakulär wie andere Fruchtbäume. Trotzdem lohnt es sich hinzuschauen und die einzelne Blüte genauer zu betrachten.
Olivenbäume werden vom Wind bestäubt, d.h. Insekten spielen bei der Bestäubung keine Rolle im Gegensatz zu den meisten anderen Fruchtbäumen, die wir kennen. Der Pollen wird durch den Wind von einer Blüte auf die andere getragen, wo dann die Befruchtung stattfindet und sich in der Folge Früchte (Oliven) entwickeln können.

Oliven sind reif für die Ernte

Wenn man vor einem blühenden Olivenbaum steht, kann man aber immer auch verschiedene Insekten beobachten, die auf den Blüten herumfliegen oder krabbeln und dabei Pollen sammeln oder fressen. Pollen ist für ganz viele Insekten lebenswichtig als Eisweiss- und Energiespender.

Oliven sind nicht gleich Oliven! Wir kennen verschiedene Sorten von Tafeloliven, und das Olivenöl hat auch typische Eigenschaften bezüglich Aromen, die von den Sorten her­stammen. Auch bezüglich der Bestäubung haben die Sorten typische Eigenschaften. Es gibt Sorten, die Selbstbestäuber oder Fremdbestäuber sind. Dann gibt es alle denkbaren Übergänge von Selbst- zu Fremdbestäubern.
Wichtig zu wissen ist, dass reine Selbstbestäuber ohne andere Olivenbäume in der Umgebung gute Erträge liefern können. Dagegen können Fremdbestäuber kaum Früchte produzieren ohne den Pollen von anderen Sorten. Diese Eigenschaften sind wichtig zu kennen, wenn eine neue Olivenanlage gepflanzt wird.

 

Auf unserer Finca blühen die Olivenbäume von ca. Mitte April bis Ende Mai. Wir haben drei verschiedene Sorten, die sich auch im Blühtermin unterscheiden. Beim genauen Betrachten sieht man die unterschiedlichen Farben der Blüten

 

Sorte Moruda

Sorte Farga

Blüte eines Olivenbaums

Sorte Sevillenca

Erntezeitpunkt

Aufgrund der Erfahrungen und auf Anraten von regionalen Fachpersonen ernten wir die Oliven 2–3 Wochen früher als es in der Region üblich ist. Dadurch erhalten wir ein Öl, das fruchtiger und pfeffriger ist und etwas mehr Bitterstoffe enthält als wenn wir mit der Ernte länger zuwarten würden. Wir können damit auch den Befall der Oliven durch die Olivenfliege wesentlich vermindern. Dies ist für die gute Qualität des Öls sehr wichtig. Dank diesen Massnahmen hat unser Öl einen tiefen Säuregehalt (0.2% – 0.4% freie Fettsäuren) und darf mit dem Prädikat «erste Güteklasse» oder «extra vergine» ausgezeichnet werden.

Oliven sind reif für die Ernte

Die Oliven werden in die Netze geerntet

Oliven sind reif für die Ernte

Unsere Oliven der Sorte Morruda vor dem Pressen in der Ölmühle

Pflanzenschutz

Olivenbäume  (Früchte, Blätter, Äste) können sowohl von Insekten als auch von Pilzen, Bakterien und Viren befallen werden.

Ab Juli kann die Olivenfliege zu einem ernsthaften Schädlingsproblem werden. Ende Juni/Anfang Juli hängen wir 200 Köderfallen (Gelbfallen und Wasserfallen) auf, die bis zur Ernte Tausende dieses Schädlings fangen und abtöten. Mit unseren regelmässigen Befallsüberwachungen von Schädlingen und Dank der Beratung durch lokale Experten kommen  wir ohne  Einsatz von synthetischen Insektiziden gegen die Olivenfliege über die Runde.

Im Frühling und Frühsommer müssen auch Pilzkrankheiten an den Blättern überwacht werden. In der Regel sind die Witterungsbedingungen so günstig (viel Wind und wenig Niederschläge), dass keine Fungizide gegen Pilzkrankheiten eingesetzt werden müssen.

Auf der Finca werden keine Herbizide gegen unerwünschte Pflanzen eingesetzt. Wenn nötig, werden diese mechanisch (Schnitt oder Hacke) reguliert.

Oliven sind reif für die Ernte

Ein Weibchen der Olivenfliege sucht eine geeignete Stelle für die Eiablage

Oliven sind reif für die Ernte

Ein Weibchen (links) und ein Männchen (rechts) begegnen sich auf einer Köderfalle

Bodenschutz und -pflege

Bei starken Regenfällen ist die Bodenerosion durch abfliessendes Wasser ein Problem, auch wenn die Trockenmauern dabei wichtige Barrieren bilden. In den letzten Jahren haben wir ein Anbausystem mit natürlicher Begrünung und gehäckseltem Baumschnitt als Mulch eingeführt, durch welches das Abschwemmen des Bodens und das Auswaschen der Nährstoffe weitgehend verhindert wird.

Während früher die Begleitflora im Frühjahr regelmässig mit Hilfe von Herbiziden vernichtet wurde, haben wir uns  von Anfang an dafür entschieden, keine Herbizide einzusetzen. Das heisst aber nicht, dass wir das „Unkraut“ beliebig wachsen lassen. Anstelle von Herbiziden mähen wir die Begleitvegetation, wo sie stark wächst und den Olivenbäumen zu viel Konkurrenz fürs Wasser und für die Nährstoffe macht. Wo die Bodenbedeckung durch die Begleitflora nur mässig bis schwach ist, begnügen wir uns mit dem Schneiden von Pflanzen, die sich zu Problemunkräutern entwickeln können und z.B. die Ernte erschweren würden oder sich längerfristig zu Büschen entwickeln könnten.

Blumen schützen den Boden vor Erosion

Innerhalb von zwei bis drei Jahren hat sich die natürliche Begleitflora spontan zu einer teilweise geschlossenen Vegetationsdecke entwickelt, so dass der Boden weitgehend vor Erosion geschützt ist. An einigen Stellen, wo der Boden mager und flachgründig ist, konnte sich die Spontanvegetation zu wenig entwickeln und wir haben uns im Herbst 2017 entschieden, an diesen Stellen trockentolerante Gräser und Kleearten einzusäen. Wegen der grossen Trockenheit im Winter 2017/18 hat das Saatgut praktisch nicht gekeimt und der Erfolg war nur mässig. In der Zwischenzeit hat sich die natürliche Vegetation auf den Terrassen selber so gut entwickelt, dass wir die Einsaaten nicht mehr zu wiederholen brauchen.

 

Als Ergänzung zur grünen Bodenbedeckung haben wir uns im Sommer 2017 entschlossen, eine Häckselmaschine anzuschaffen, mit der wir den Baumschnitt fein häckseln können. Das Schnittgut, bestehend aus Olivenblättern und Holzstückchen, verteilen wir auf die Flächen zwischen den Olivenbäumen, und wo nötig arbeiten wir das Material oberflächlich in den Boden ein, damit es schneller verrottet und den Boden stabilisiert. Mit dieser Massnahme können wir den Anteil an organischem Material im Boden langfristig verbessern, führen dem Boden Nährstoffe zu, vermindern das schnelle Austrocknen des Bodens und schützen ihn vor Erosion.